Die Schimmelpilzsanierung hat sich in den letzen Jahren zu einem bedeutenden, aber auch umkämpften Markt entwickelt. Ein Großteil der Schimmelpilzfälle betrifft alte Bausubstanz, bei der die Ursachenfindung nicht immer einfach ist und einfache Schuldzuweisungen wie „falsches Lüften“ oder „die Bausubstanz ist schuld“ nicht zutreffen. Für den Verbraucher stellt sich die Frage, wie er in dem großen Angebot den Sanierungsbetrieb findet, der ihm eine passende und fachgerechte Lösung anbietet.

1. Wie erkenne ich als Laie Schimmel?
Nur im Idealfall kann auch ein Laie ggfs. unter Zuhilfenahme einer Lupe Schimmelpilze sicher erkennen, wenn die typischen Strukturen eines Schimmelpilzes (Myzel, Sporen) sichtbar sind. Zur einfachen Bestätigung, ob dunkle Flecken an der Wand tatsächlich Schimmel sind, können Klebefilmpräparate genommen werden. Der Nachweis der Mikroorganismen erfolgt anschließend mikroskopisch durch Fachleute. So kann z.B. eine Schwarzverfärbung durch Fogging von einem Schimmelpilzbefall unterschieden werden. Entnommene Materialproben können ebenfalls untersucht werden. Bei nur muffigem Geruch und wenig sichtbaren Schimmelpilzbefall empfiehlt der aktuelle Leitfaden des Umweltbundesamtes Luftproben zu testen. Es ist jedoch nicht jeder Schnelltest geeignet, der am Markt angeboten wird.
Da ein Laie die Schimmelpilztests nicht wirklich beurteilen kann, sollte er sich lieber kompetente Hilfe suchen. Das Umweltbundesamt nennt Verbraucherzentralen, Mieter bzw. Haus-und Grundeigentümer-Vereine, das zuständige Gesundheitsamt oder Netzwerke zur Schimmelpilzberatung in Deutschland als Ansprechpartner, die lokal Fachleute vermitteln können.
https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/schimmel/netzwerk-schimmelpilzberatung
Eine Ortsbegehung durch Fachleute ist in diesem Zusammenhang auch insofern sinnvoll, als gleichzeitig Hinweise zur möglichen Ursache mit aufgenommen werden können. Grundsätzlich empfiehlt der Leitfaden des Umweltbundesamtes ab einer bestimmten Schadensgröße die Beseitigung nicht selbst vorzunehmen:
Ist der Befall größer 0,5 m2 oder ist bei einer geringeren Größe der Befall nicht nur oberflächlich, sollte auf jeden Fall eine Fachfirma eingeschaltet werden.

2. Wie können Malerbetriebe generell helfen?
Eine Schimmelpilzsanierung läuft generell in mehreren Schritten ab,
die Einstufung des Schadensausmaßes,
je nach Schwere Sofortmaßnahmen,
die Ursachenfindung (bauliche Mängel, Lüftungsverhalten),
die Festlegung der Sanierungsmethode,
eine Gefährdungsbeurteilung,
das Entfernen des Befalls und Wiederaufbau mit Beseitigung der Schadensursache (z.B. Undichtigkeiten, Wärmebrücken) oder Einbau präventiver Maßnahmen zu Schimmelvermeidung, die nutzungsbedingten Feuchtigkeitsspitzen entgegen wirken (feuchtepuffernde Baustoffe, ...)

Malerbetriebe sind vor allem auf die Entfernung des Befalls und den Wiederaufbau der Oberflächen spezialisiert. Sie bieten ein breites Spektrum an Sanierungsmöglichkeiten, die abhängig von der Ursache des Schimmelpilzbefalls sinnvoll eingesetzt werden können. Bei der Beseitigung wird darauf geachtet, dass Sporen nicht in andere Bereiche verschleppt werden. Angepasster Arbeitsschutz wird berücksichtigt. Meisterbetriebe verfügen über ihre Ausbildung über die geforderte Fachkunde, trotzdem haben sich viele Betriebe freiwillig in Lehrgängen weiterqualifiziert und werben mit Sachkunde für die Erkennung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzschäden. Listen von Fachunternehmen sind bei den Landesinnungsverbänden des Maler- und Lackiererhandwerks geführt.

3. Welche Sanierungsmöglichkeiten gibt es im Einzelnen?
Sanierungsmethoden decken ein sehr weites Spektrum ab. Von den Wirkprinzipen kann grob eingeteilt werden in Maßnahmen, die die Wandoberflächentemperatur erhöhen, verhindern hohe Luftfeuchtigkeiten an Bauteilen mit schlechtem Wärmeschutz, z.B. an geometrischen (Gebäudeinnenecken) oder baustoffbedingten Wärmebrücken (Betonbauteile).Dazu zählen die Wärmedämmung der Außenwand, Innendämmsysteme, die Wand- oder Wärmebrückenbeheizung… Produkte mit chemischer Wirkung zur Schimmelvermeidung Schimmelschutzfarben mit bioziden Zusätzen machen in vielen gewerblichen Anwendungen Sinn und können in untergeordneten Räumen (Abstellräume, Keller ohne Anbindung an Wohnräume) eingesetzt werden, sollen aber nach Leitfaden des Umweltbundesamtes nicht in dauerhaft bewohnten Räumen verwendet werden.
Die alkalische Wirkung von z.B. Kalk oder Silikatfarben kann Schimmelwachstum hemmen, sie baut sich aber bei ständiger Befeuchtung ab.
Baustoffe, die Feuchtespitzen in der Nutzung aufnehmen und wieder abgeben können.Dazu zählen feuchteregulierende Farben, feuchtepuffernde Putze, kapillaraktive Dämmstoffe, die gleichzeitig auch wärmedämmende Eigenschaften besitzen. Lüftungstechnische MaßnahmenBaustoffe mit feuchteregulierenden Eigenschaften funktionieren nur, wenn die zugeführte Feuchte nicht größer als die abgeführte Feuchte ist. In Situationen, wo das nicht sichergestellt ist, kann Lüftungstechnik weiterhelfen.
Bei der Vielzahl der Lösungen können Malerbetriebe informieren, welche Maßnahmen überhaupt umgesetzt werden können und die für den jeweiligen Fall sinnvollsten Alternativen anbieten. Lösungen wie die Innendämmung erfordern außerdem hohes Fachwissen, sind auch für den Nutzer erklärungsbedürftig und sollten wegen der bauphysikalischen Besonderheiten Fachbetrieben überlassen werden.

4. Was kann im Vorfeld getan werden, damit es erst gar nicht zum Schimmel kommt?
Das wesentliche Kriterium für Schimmelpilzwachstum ist das Vorhandensein von Feuchtigkeit. Es muss vermieden werden, dass an Bauteiloberflächen längerfristig hohe Luftfeuchtigkeiten vorliegen. Ab 80% Luftfeuchtigkeit können praktisch alle Schimmelpilzarten gut wachsen. Leider ist die Luftfeuchte an den im Vergleich zum Raum kälteren Außenwandoberflächen im Winterhalbjahr auch höher als im Raum selbst. Beispielsweise wird bei einem „ gesunden“ Wohnklima von 20°C und 50% Luftfeuchte die kritische Luftfeuchte an der Wand schon bei einer Wandoberflächentemperatur von 12.6 °C erreicht. Bei nicht gedämmten Altbauten wird diese Temperatur an kalten Wintertagen insbesondere in Gebäudeecken leicht unterschritten. Deshalb sind wirksame Maßnahmen die Außen- oder Innendämmung, die die Wandoberflächentemperaturen erhöhen, oder - wie die Verbraucherzentralen empfehlen- eine weitere Absenkung der Raumluftfeuchte: “Im Winter sollte die relative Luftfeuchte nicht lange über 50 Prozent - in schlecht gedämmten Gebäuden besser nicht über 40 Prozent - liegen.“
Die einfachste Methode, das eigene Lüftungsverhalten zu überwachen sind handelsübliche digitale Hygrometer/Thermometer. Besser für die Überwachung kritischer Wandstellen sind z.B. sog. „Schimmelwächter“, die die Luftfeuchte direkt an der fraglichen (Wand)Stelle messen und anzeigen, wann geheizt/gelüftet werden muss.